Malta – eine ockergelbe Insel im Mittelmeer

Nachdem Valletta im nächsten Jahr (2018) Kulturhauptstadt sein wird und mein bisher einziger Besuch auf Malta schon länger her ist, war ein Kurzbesuch fällig. Ich verbrachte herrliche Tage auf dieser sehr interessanten Insel.

Interessant aus vielen Gründen: Zum einen bietet Malta die Möglichkeit 365 Kirchen zu besichtigen. Viele davon sind mit zwei Turmuhren versehen, die eine jeweils andere Zeitangabe anzeigen. Trotz der Vielzahl an kirchlichen Bauwerken, die teilweise schon von weitem sichtbar in den Himmel ragen, ist es schwierig ins Landesinnere einzudringen. Es gibt Kirchen mit strengen Öffnungszeiten und die touristisch versierten verlangen sogar Eintritte für die Kombination aus Museum und Katakomben. Andere werden renoviert und bei der für alle Valletta-Besucher wichtigen St. John’s Co Kathedrale ist Anstellen angesagt.

Valletta

In Valletta hat sich das Meer über die Zeit hinweg mäander-artig an das Festland geschmiegt und der Stadt eine Vielzahl von Einbuchtungen und Häfen geschaffen. Eine absolute Pflicht ist die Hafenrundfahrt, die um die kilometerlangen Befestigungswälle und Steinmauern führt. Es ist kein Wunder, dass Malta auch Festung des Mittelmeers heißt, wurde doch die Insel seit der ersten Besiedlung vor 9000 Jahren ständig von anderen Stämmen in Beschlag genommen. Dies hatte auch Einfluss auf die Sprache, Ortstafeln und Bauten genommen. Für viele osmanische und europäische Völker war der Archipel jahrhundertelang ein Objekt der Begierde. Ihr heutiges Vermächtnis sind eine Vielzahl an Sehenswürdigkeiten wie megalithische Tempelanlagen.

Insgesamt leben auf Malta rund 440.000 Menschen, fast 6000 davon in Valletta, wo es von Touristenströmen nur so wimmelt. Geht man abseits des touristischen Pfades, findet man kleine, unscheinbare Gassen mit netten Cafés und Restaurants und Häuserzeile für Häuserzeile reihen sich alte Gebäude mit den typischen maltesischen Balkonen nebeneinander – fast alle in ockergelb (aufgrund des Globigerinen-Kalk). Die Top Fünf der Sehenswürdigkeiten sind stets gut besucht: Barakka Gärten (Gardens), eine Terrasse, von der man einen traumhaften Blick auf die gegenüberliegende Bucht hat und sich an den Jachten kaum sattsehen kann, St. John´s Co Kathedrale (reich dekoriert, das Innere erstrahlt in Gold, Meisterwerk „Die Enthauptung des Täufers“), Fort St. Elmo und das Kriegsmuseum.

Auf Malta herrscht Linksverkehr. Das ist gewöhnungsbedürftig für Fahrer als auch Beifahrer und erfordert eine große Konzentration. Das Fahren ist anders, das Mitschauen auch und wenn es kaum Hinweisschilder in vergilbten Schriften gibt, kann es schon mal passieren, dass man auf der Suche nach den Tempelanlagen im Altstadt-Gewirr in den engsten Gässchen landet oder mehrere Gässchen zweimal nimmt.

Stille Stadt

Einfach und problemlos führt der Weg von Valletta nach Mdina und Rabat, thront doch Mdina weithin sichtbar an der Abbruchkante des Dingi-Plateaus in der Mitte der Insel. Die einstige Hauptstadt hat heute nur rund 400 Einwohner, großartige historische Paläste, die St. Peter und Paul´s Kathedrale und nur wenige Autos haben eine Fahrerlaubnis. Leider machen es die vielen Touristengruppen fast unmöglich die Stille der Stadt genießen zu können und die alte Stadtmauer als Bauwerk in seiner ganzen Schönheit zu erleben. Vom Palazzo Falson, dem zweitältesten noch erhaltenen Gebäude, gibt es vom Dach-Café aus einen atemberaubenden Panorama-Blick über die Insel.

Rabat

Nur wenige Meter quasi gegenüber befindet sich Rabat, welches ebenfalls mit einer Vielzahl von historischen Bauwerken und Palästen ausgestattet ist. Hier erlebt man das genaue Gegenteil von Mdina. Wenige Touristen suchen sich ihren Weg durch die Gässchen und um die Mittagszeit ist alles verlassen. Im Innenhof des Palazzo Castelletti kann man daher in Ruhe einen herrlichen Cappuccino trinken.

Großartige Ausblicke beschert die Küstengegend von Malta. Mäander-artig zieht sich die Küste von Bucht zu Bucht. Überall glitzert das Meer und tummeln sich kleine wie große Boote in der Sonne. Vom Stadtteil Floriana in Valletta aus ging es zuerst nach Senglea um eine derzeit im Hafen liegende 95 Meter Jacht zu bestaunen, dann weiter nach Vittorioso, und über Zabbar nach Marsaskala. Von hier kann man bequem eine Kurzstrecke nach Marsaxlokk nehmen, oder man wählt die Küstenstraße – meine persönliche Empfehlung! Denn den besten Blick auf Marsaxlokk hat man von Delimara. Man darf sich aber von der schmalen, gewundenen Straße nicht abhalten lassen und muss fast bis zum Ende der Halbinsel-Spitze vordringen. Das Fischerdorf selbst ist bekannt aufgrund seiner Bucht mit hunderten bunten Luzzos (kleine Schiffe). Einen atemberaubenden Weitblick aufs Meer hat man von den Dingli Cliffs, steil abfallende Klippen, die sowohl von Rabat aus als auch von Marsaxlokk angefahren werden können. Kommt man von der Meerseite geht es über Birzebbuga (St. George´s Bay and Pretty Bay) zur Blauen Grotte und zum Hagar Qim bei Qrendi, einer der fünf großen Tempelkomplexe, der auf einem Hochplateau weithin sichtbar über dem Meer thront. Unglaublich spannend sind die riesigen Gesteinsbrocken, die für den Bau verwendet wurden – und zu wissen, dass es zur damaligen Zeit keine bekannten Maschinen dafür gab.

Überaus spannend ist es von einem Ort zum anderen zu gelangen. Manche Orte schließen direkt an einen anderen an. So etwa Paola und Taxien, wo wir in den kleinsten Gässchen das Hypogäum von Hal Salfieni aufsuchten. Es war wie eine Schnitzeljagd, da die Hinweisschilder kaum vorhanden oder ziemlich vergilbt sind. Dreimal ging es um denselben Platz, zweimal bogen wir bei dem gleichen blauen Schild ab, um endlich doch den Eingang zu finden. Aber die Mühe lohnt sich, ist doch das Hypogäum eine unterirdische, prähistorische Tempelanlage aus dem Neolithikum und eines der außergewöhnlichsten Kulturgüter der Welt.

Malta diente schon mehrmals als Filmkulisse und das kann ich auch durchaus nachvollziehen. Immerhin bietet die Insel von steinigen Landstrichen über sehr alte Gemäuer, romantische Plätze und großartige Ausblicke so ziemlich alles für einen gelungenen Aufenthalt.

Tipps in Valletta: The Phoenicia Hotel Malta und The Westin Dragonara, Restaurants Scoglitti, Giannini und The Terrace.

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