Faszination Island

Island  im Winter. Ich kann es nicht mit Worten beschreiben, es zieht mich immer stärker zu Eis- und Gletschergebieten. Nach der Antarktis (2020) und dem arktischen Gebiet von Svalbard (Spitzbergen 2022) war nun Island (von 4. bis 9. Februar 2023) an der Reihe. Schon Tage zuvor wurden die Wetter- und Polarlichter Apps mehrmals aufgerufen, Regen und Schnee wurde vorhergesagt – und was dies in Island bedeuten soll, war abwechslungsreich wie erlebnisreich. Island, eine Insel der Vulkane, Fjorde, Gletscher, Trolle und viele Wasserfälle, die auf „foss“ enden. Sehr bekannt ist der Golden Circle – eine Straße, auf der die Insel dem Meer entlang umrundet werden kann. Enorm interessant ist ein Besuch in einem der Wintermonate, wenn die Straßen teils verweht und auch eisig sein können.

Nach einem entspannten Flug via Zürich landeten wir mit einer Stunde Zeitunterschied in Keflavik, dem internationalen Flughafen. Wie erwartet setzte die Dunkelheit rasch ein und wir begaben uns auf die Küstenstraße der Halbinsel Reykjanes, einem Teil der isländischen Ringstraße, die die  Nord – und Ostfjorde sowie die Halbinseln Snaefellsness und Reykjnes passiert. Als erste Station erlebten wir die vulkanische Aktivität bei der Besichtigung der dampfenden Schlammtöpfe der Region Krisuvik, ein in Island weit verbreitetes Geothermalgebiet. Neben den vereisten Wegen,  die nicht verlassen werden dürfen,  rauchte und brodelte es gewaltig. In diesem Teil Islands befindet sich die Grabenbruchzone des Mittelatlantischen Rückens, die die Insel diagonal durchquert. Man kann etwas zig Mal nachlesen oder recherchieren, aber nur vor Ort lernt oder spürt man tatsächlich, was es bedeutet. Die Insel liegt auf der Grabenbruchkante zwischen dem nordamerikanischen und eurasischen Kontinent und direkt auf einer riesigen Magma-Plume. Es gibt ganz wenige Orte auf der Welt, wo man dem Inneren unseres Planeten so nah ist und die Hitze teils mit der Hand auf dem Erdboden spüren kann. Und obwohl die Finsternis die schneebedeckte Umgebung teilweise nur erahnen ließ, konnte man die Wärme spüren.

Der Tag war lang, im kleinen Fischerdorf Eyrarbakki erwartete uns ein köstliches Abendessen mit einer warmen Suppe und Langusten. Leider war im Ortskern von den Häusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert und vom angrenzenden Naturschutzgebiet aufgrund der Dunkelheit wenig zu erhaschen. Obwohl wir in den wenigen Urlaubstagen äußerst unterschiedliche Landschaften gesehen haben, hatten wir für die Besichtigung der Orte wenig Zeit. In Hverageröi, am Fluss Varma gelegen und bekannt für Blumenläden, Gewächshäuser, Restaurants und Cafés, konnten wir die Größe der Stadt nur erahnen.

Auch in Österreich wird es in den Wintermonaten spät hell und abends früh dunkel. In Island ist es finster bis fast zehn Uhr am Vormittag, dafür gibt es eine längere Dämmerungszeit – und wenn es regnet, stürmt es gleichzeitig auch. Ich habe vorausschauend viele unterschiedliche Zwiebellook-Lagen an Kleidungsstücken eingepackt und konnte dem starken Wind gut trotzen. Am ersten Tag regnete es so stark, dass wir zuerst das Lava Museum in Hvolsvöllur besuchten, welches sehr empfehlenswert ist. Sehr umfassend und anschaulich wird hier interaktiv das Thema Vulkane nähergebracht und die unterschiedlichen Vulkanausbrüche großartig dargestellt.

Auch im Winter kommt man an einem Besuch der Wasserfälle Seljalandsfoss und Skógafoss nicht vorbei, wo wir den Wassermassen für geeignete Fotomotive ziemlich nahe kamen. Das Wasser stürzte hier 60 Meter tosend von vereisten Felskanten in die Tiefe und beim Skógafoss, einem der größten und schönsten Wasserfälle, sogar in einer Breite von 25 Metern.

Die Highlights des Tages wurden aber noch vom Kap Dyrhólaey, dem südlichsten Punkt der isländischen Hauptinsel, übertroffen. Der größte Ort dieser Gegend, Vík í Mýdral, fand wenig Beachtung, verlangte doch das Naturschauspiel der tosenden Wellen am schwarzen Lavastrand, dem Black Sand Beach, sowie der Basaltfelsenhöhle meine volle Aufmerksamkeit. Leider konnten wir aufgrund des starken Windes nicht zum 1927 erbauten, 13 Meter hohen Leuchtturm und zum berühmten Felsentor vordringen. Auch die versteinerten Trolle waren im Meer nur schemenhaft zu erkennen. Der Ort selbst strotzte aber voller kraftvoller und gefährlicher Elemente, sind hier auch gefährliche Sneaker Waves beim berühmten schwarzen Sandstrand von Reynisfjara möglich. Aufgrund des starken Windes waren wir froh im Hotel Dyrhólaey gut versorgt zu werden und spät Abends war sogar noch ein Hauch eines Polarlichts zu sehen.

Ein Island-Besuch ohne im Südosten des Landes des gigantischen Vatnajökull Gletschers, ist nicht denkbar. Er beherrscht die Landschaft und nimmt wesentlichen Einfluss auf die Insel. Er ist Teil des Vatnajökull-Skaftafell- Nationalparks. Berührend wie bezaubernd die Gletscherlagune Jökulsárlón, bestens eingesetzt im James Bond Film „Stirb an einem anderen Tag“. Großartig der Anblick des 8.000 km2 großen, bläulich schimmernden Gletschers (bedeckt acht Prozent der Landmasse Islands), gebrochener Eisplatten und einzelner auf dem Wasser treibender Eisberge. Auf langgezogenen Eisflächen verweilten etliche Robben. Die Szenerie war atemberaubend. Nicht umsonst ist die Lagune die beliebteste Filmkulisse des Landes. Bereichert wurden die Highlights des Tages noch durch eine Wanderung bis zur Gletscherabbruchkante, die sehr markant in blauer Farbe leuchtete.

Gewaltige Wassermassen

An Wasserfällen mangelt es in Island wahrlich nicht. Der Wasserfall Svartifoss wirkt in seiner Form wie aus einem Science Fiction Film. Schwarze, herabhängende Basaltsäulen vermitteln ein surreales Bild, unterbrochen durch herabstürzendes Wasser. Beim Goldenen Wasserfall, dem Gullfoss, stürzen gewaltige Wassermassen Stufe für Stufe in die Schlucht des Flusses Hvítá. Es schneite unaufhörlich und eine derartige Menge weißem, weichem Schnee mit der Kulisse des teils gefrorenen Wasserverlaufes ist auch für österreichische Verhältnisse etwas Besonderes. Schön wars durch tiefen Neuschnee zu marschieren, um zu den Lavawasserfällen Hraunfossar und Barnafoss zu kommen. An manchen Stellen zeigt sich hier das Wasser in klarer, türkischer Farbe.

Der angekündigte Sturm erreichte die Südküste, brachte Schnee und vereiste Straßen mit sich. Etliche Autos blieben am Straßenrand stecken. Auf Umwegen schafften wir den Weg zum Geothermalgebiet Haukadalur mit seinen heißen Quellen mit der Besichtigung des Großen Geysir und seine Bruder Strokkur. Der Wind war eisig, man sieht nur zwei Tümpel, die Finger beginnen zu erstarren und dennoch ist man erwartungsvoll, richtet die Kamera auf den aktiven Strokkur, starrt auf die aufkeimende Bewegung im Wasser und freut sich über ein gelungenes Video. Die Aktion ist nur kurz, allerdings spukt dieser kleine Geysir regelmäßig alle 10 bis 20 Minuten eine 25 bis 30 Meter hohe Fontäne in die Luft.

Am stärksten beeindruckt war ich vom geologischen wie historisch bedeutenden Nationalpark Thingvellir (Þingvellir), einem UNESCO Weltkulturerbe. Bereits 930 Jahre nach Christus wurde hier auf Island ein demokratisches Parlament gegründet. Unser Ziel war die Schlucht Fjadrargljufur, die das Auseinanderdriften der tektonischen Platten besonders gut sichtbar macht. Es schneite gewaltig und der Weg durch die Schlucht, wo sich die Grabenbruchzone besonders markant zeigt, war mystisch. Rasch setzte die Dunkelheit ein, nichts hielt uns aber davon ab auch noch einen höhergelegenen kleinen Wasserfall zu erkunden.

Nach wilden Landstrichen, gewaltigen Wassermengen und geringer Bevölkerung war der Besuch in Borganes eine willkommene Abwechslung. Eine Stadt nach meinem Geschmack mit einem hübschen, alten Ortskern, roten Holzhäusern, verwinkelten Gassen und der Aussicht auf zwei der imposantesten Berge Islands, Borgarfjördur und Hafnarfjall. Information ist in einem entzückenden Museum möglich, verbunden mit einem köstlichen Mittagsbuffet im ersten Stock.

Die Reise endete in der Hauptstadt Reykjavik mit Übernachtung im Hotel Island. Eine aufstrebende Stadt mit hübschen traditionellen Häusern in Old Reykjavik mit einer pulsierenden Einkaufsstrasse. Im Sagamuseum wird die Wikingervergangenheit durchleuchtet, eindrucksvoll die enorme Hallgrimskirkja, das Rathaus, das imposante Opern- und Konzerthaus Harpan mit beeindruckender Architektur, dem als Gästehaus für internationale Gäste bekannte Höfti Haus. Ein geschichtsträchtiger Ort, wo 1986 der damalige US-Präsident Ronald Reagan und der damalige Sowjet-Generalsekretär Michail Gorbatschow das Ende des kalten Krieges einleiteten. Etwas Gewöhnungsbedürftig ist das Freibad am Fjord, dass aufgrund des heißen Wassers auch im Winter frequentiert wird.

Warten auf das Polarlicht

Polarlichter erscheinen oder doch nicht. Entsprechende Nordlicht-Apps informieren zwar, jedoch nicht immer mit dem exakten Aussichtspunkt. Voraussetzung ist aber ein möglichst klarer, dunkler Himmel, weshalb uns das Wetter mit Nebel, Schneefall und Wolken oft einen Strich durch die Planung machte. Jedoch war zweimal ein Polarlicht-Vorgang zu erhaschen und ich kann bestätigen, dass es die Aurora Borealis gibt.

Island hat mich beeindruckt – wegen seiner Vulkane, Fjorde, einer vielfältigen Landschaft, den Wassermassen und Wetterkapriolen. Über 10 Prozent der Landesoberfläche werden von Gletscher bedeckt und es ergeben sich großartige Fotomotive.

 

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