Golfen an der Algarve: Abschlag nahe dem Atlantik

Immer öfter zieht es mich im Spätherbst in wärmere Gefilde, um die Golfsaison zu verlängern und neue Plätze kennenzulernen. Diesmal war wieder Portugal an der Reihe, die Gegend um Vilamoura. Das Wetter in der südlichsten Region Portugals war für Mitte November typisch: kühl in der Früh und in den Abendstunden, sehr warm am Tag. Ein ständig leichter Wind erinnert, dass man nahe am Atlantik ist.

Die Wahl für das Hotel fiel diesmal auf das 5-Sterne Pine Cliffs Resort. Als ehemaliges Sheraton Hotel ist diese Anlage Teil der Starwood Gruppe und beeindruckt mit einem weitläufigen Areal, einer prominenten Ausstattung und seinem charakteristischen Stil. Durch die Lage auf der Hochebene einer Klippe direkt über dem längsten Strand Portugals, dem Praia de Falésia, fällt die Aussicht auf den Atlantik großartig aus. Die Anlage des Resorts beinhaltet etliche Restaurants, großzügige Wellness- und Spa-Bereiche, einen hauseigenen Golfplatz sowie mehrere Tennisplätze. Viele Apartments verfügen über eigens angeschlossene Pools. Im Luxus Resort hat auch der Flair des Britischen Stils Einzug gefunden, wie beispielsweise eine Vintage-Bar, aber auch etliche Details beim Interieur der Suiten und Apartments widerspiegeln.

Devil’s Parlour – Eine Herausforderung

Den Sheraton Pine Cliffs habe ich vor Jahren schon einmal als Anfänger gespielt. Der Platz wird als 9-Loch Kurs mit 62,3 Rating leicht unterschätzt. Der 1991 eröffnete Kurs ist mit unter zwei Stunden schnell zu spielen, was beinahe schade ist, immerhin ist die von Martin Hawtree konzipierte Anlage interessant angelegt. Die Grüns sind umgeben von Kiefern und Pinien Alleen, Loch 5 verläuft parallel zur Meeresküste und von der Terrasse des Golfhauses hat man einen schönen Blick auf das Golfareal. Der eigentliche Höhepunkt ist das Loch 6, der Devil‘s Parlour – ein Par 3, das man mit einem Carry Schlag über eine 197 Meter hohe Schlucht spielen muss, während in nächster Nähe die gewaltigen Wassermassen auf den Strand spülen. Das Par 3 (vom Damenabschlag ca. 125 Meter lang) über die Klippe fand ich vor etlichen Jahren sehr furchteinflößend und als ich sicherlich nicht aufgrund von Können, sondern eher mit Glück auf das Grün gekommen bin, war ich selig. Dieser Glückmoment stellte sich auch heuer ein, als ich bei vier Runden auch vier Mal erfolgreich über den Abgrund gespielt habe.

Kulinarisch hat die portugiesische Küste ebenfalls einiges zu bieten. Neben saftigen Zitrusfrüchten aus der Region oder täglich frisch gefangenen Fischen, die mit heimischen Gewürzen und Kräutern zubereitet werden, besitzt die Algarve eigene Weingüter, von denen der ein oder andere feine Rotwein stammt. Die Restaurants im Pine Cliff servieren gekonnt traditionelle portugiesische Gerichte. Abwechslungsreich ist es aber die kleinen Restaurants in der Umgebung zu besuchen. So etwa das „A Lagosteira“, auf dessen Speisekarte von Krabben über Fische bis hin zu Ratatouille ähnlichen Gemüsesaucen alles zu finden ist.

Gut verteidigte Löcher und Greens

Vilamoura ist bekannt durch seine fünf Golfplätze: Dom Pedro, Laguna, Millennium, The Old Course, Pinhal und Victoria (European Tour – Portugal Masters 2018). Als erster von drei zu spielenden Plätzen wurde Dom Pedro Laguna in Angriff genommen. Dieser Platz bekommt bei mir keinen Stellenwert. Die Anlage wurde vom amerikanischen Golfkurs-Architekten Joseph Lee entworfen, wurde seit der Eröffnung 1990 jedoch weiterentwickelt. Im Vergleich zu vielen anderen Golfplätzen gibt es am Laguna kaum Bäume, der Platz verlangt aber durch die Vielzahl an Bunkern und Wasserstellen, die die Löcher verteidigen, recht genaue Schläge. Laguna ist damit zwar herausfordernd, aber wenig abwechslungsreich und wird zum Ende hin fast schon eintönig. Selbst die Terrasse des Golfrestaurants besitzt wenig Charme.

Frank Pennik plante den 1976 eröffneten Dom Pedro Pinhal GC als ebenfalls 18-Loch Platz. Dessen Konzept wurde aber durch Robert Trent Jones Sr. 1985 weiter ausgearbeitet. Es war der dritte Tag meiner Golfreise, mittlerweile mit immer „luftigerer“ Golfkleidung, denn das Wetter war mir und damit auch einem schönen Golfspiel hold. Tatsächlich war der Platz eine Aufwertung zum Vortag: der Pinhal Kurs ist optisch durch die Kiefern und angelegten Teiche, die die Greens verteidigen, sehr gefällig und spielerisch sehr angenehm zu bewältigen. Einige Par 5 sind enorm lang, was dem Spiel einen zusätzlichen Reiz verleiht. Leider wurde auch hier das Club-Restaurant designtechnisch gesehen etwas vernachlässigt. So erinnert der Innenraum an eine Bahnhofshalle und versprüht entsprechend wenig Flair.

Von Hügeln und Villen

Wie der Name schon sagt, fand im Jahr 2000 der erste Abschlag am Dom Pedro Millennium statt. Der Kurs, ebenfalls von Martin Hawtree entworfen, ist recht offen angelegt mit einem klar erkennbaren, beinahe geradlinigen Verlauf. Deshalb spielt man in gewisser Weise wie im Karree. Es ist ein sehr gepflegter Platz, der seine Tücken vorzuweisen hat. Die Löcher sehen anfänglich einfach aus, weil sie breit angelegt sind und keine Bäume im Weg stehen. Jedoch steigen die Grüns teilweise an, was das Spiel erschwert. Auffällig auf diesem Platz ist, dass die angrenzenden Villen weiter entfernt erbaut sind. Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn außer am Pine Cliffs und am Millennium sind die Villen und Wohnhäuser rund um die Golfanlagen recht dicht angesiedelt. Teilweise könnte man meinen, bei einem etwaigen Fehlschlag sein Spiel demnächst im Vorgarten der Bewohner fortsetzen zu müssen.

Vale do Lobo mit seinen beiden Plätzen Ocean und Royal ist ein Ambiente für Golfer und Genießer. Nachdem im Vorjahr der Royal Kurs gespielt wurde, entschied ich mich diesmal für den Ocean Kurs. Tatsächlich war es eine gute Entscheidung, denn im Vergleich zu Dom Pedro Laguna und Millennium vereinte der für den „freien“ Tag gewählte Platz Vale do Lobo Ocean alles, was das Golferherz begehrt: schöne, lange Fairways, eine tolle Aussicht, interessante Löcher nahe der Meeresküste und abwechslungsreiche 4 Stunden 40.

Ursprünglich waren es zwei 9-Loch Kurse, die durch Sir Henry Cotton, einem englischen Golfspieler und Championship Gewinner, konzipiert und in den Jahren 1986 und 1972 eröffnet wurden. Cotton selbst wollte die Kurse zusammenlegen lassen, starb jedoch 1987 und erst 1995 wurde sein Vorhaben realisiert. Neben einigen Pars mit grandioser Aussicht auf den Atlantik sowie einem Par 3 (Loch 15), welches parallel zu einem Sandstrand zu spielen ist, besticht die Anlage vor allem durch das hügelige Gelände. Bereits das erste Loch ist hangabwärts in eine Talsenke zu bezwingen, danach geht es bergauf, vorbei an imposanten Villen in den unterschiedlichsten Stilformen. In einem der Gärten befand sich sogar ein gedoppelter, weil übereinander errichteter Pool mit tragender Säule. Ein interessantes Bild gab das allemal ab und in gewisser Weise passte es auch zu meinem Spiel auf diesem Platz, denn es ging weiterhin ohne Unterlass rauf und runter.

Jedes Mal spannend ist das Warten auf den Meeresblick, welcher erst nach 10 Löchern, wenn die Fairways breiter werden und die Sicht freier wird, möglich ist. Bei Loch 11 eröffnet sich ein überwältigender Blick auf den blauen Ozean. Bis zum Loch 18 muss man sich seine Kondition jedoch aufsparen, denn, wie sollte es anders sein, es geht ab Loch 14 hügelauf, hügelab und nimmt mit Loch 18 seinen Höhepunkt an Steilheit. Ein großzügig angelegtes Clubhouse auf der Anhöhe ist ein erfreuliches Ziel.

Fazit des diesjährigen Golfurlaubs in Portugal: Die Plätze sind durchwegs gepflegt, aber von der Herausforderung und Schwierigkeitsgraden sehr unterschiedlich. Insgesamt ist es jedoch fantastisch an der Algarve Golf zu spielen: mit frischer Meeresluft und Blick auf den endlosen Horizont wird ein jedes Spiel zu einer tollen Erinnerung.

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