Schippern im östlichen Mittelmeer

Für meine bereits dritte Kreuzfahrt wählte ich heuer im September eine Route im östlichen Mittelmeer. Mit der MSC Musica ging es von Venedig nach Brindisi, Katakolon, Mykonos, Piräus, Saranda und Dubrovnik. Ich gebe es zu, ich hatte ein schlechtes Gewissen von Venedig wegzufahren. Selten erlebt man aber ein so großartiges Auslaufen wie in Venedig. Sehr langsam glitten wir durch den Canal Giudecca an Venedigs Häusern und Inseln vorbei. Langsam deshalb, da das Kreuzfahrtschiff gezogen wurde und so auch keine sichtbare Wellenbewegung verursachte. Jedes Ausflugsboot und Fährboot war schneller und verursachte Wellen, die an die Kaimauern schwappten. Auf der Steuerbordseite konnten wir die Insel Giudecca und auf der Backbordseite das Viertel Zattere bewundern. Schon von weitem war der Kirchturmspitz des Campanile zu erblicken, ein umwerfender Anblick war dann allerdings Backbordseite der Markusplatz mit dem Dogenpalast. Kaum hatten wir Venedig vorbei an der grünen Insel St. Elena und den Lido hinter uns gelassen, nahm das Schiff im Adriatischen Meer Fahrt in Richtung Brindisi auf.

Stimmungsvolles Brindisi

Die Navigation wurde den gesamten Vormittag auf der Südostroute fortgesetzt. Da ich die Umgebung von Brindisi mit Lecce, Ostuni, Alberbello, Otranto gut kenne, habe ich mich zu keinem Ausflug entschlossen, sondern eine Stadtbesichtigung gewählt. Brindisi war schon zur Zeit der Römer ein wichtiger Hafen. Heute ist es ein netter Badeort mit einer hübschen Altstadt, einigen Kirchen, zwei Castelli und einem pittoresken Jachthafen. Nach der Abfahrt entlang der italienischen Küste vorbei am Capo d´Otranto schlug das Schiff die Route ins Ionische Meer in Richtung Griechenland ein.

Kleines Katakolon

Nachdem wir in der Früh die Küste der Insel Zakynthos bewundern konnten, legten wir am späteren Vormittag in Katakolon an. Die Küstenstadt befindet sich auf einer Halbinsel, zählt ungefähr 500 Einwohner und kann vom Schiff aus zu Fuß besichtigt werden. Der weitaus spannendere Ausflug ist aber der obligatorische Besuch von Olympia. Nach einer 30 minütigen Busfahrt, womit man auch ein bisschen vom Landesinnern erhaschen kann, tauscht man in eine sehr geschichtsträchtige Welt des Sports ein. Olympia war für mehr als ein Jahrtausend die Austragungsstätte der heiligen Spiele, die Zeus gewidmet waren. Viele Ruinen und Arenen legen Zeugnis ab, wo die männlichen Athleten früher trainiert haben.

 

Liebliches Mykonos

Nach mehreren Leuchttürmen und der Straße von Elafonisos ging es weiter in Richtung Ägäis. Mykonos und Touristen ist im Vergleich dazu wie Sand am Meer. Überall wimmelt es von Menschen, die sich durch die engen Gassen schlängeln und jedes Haus und jeden Stein fotografieren. Hauptsächliches Fotomotiv allen voran sind die berühmten Windmühlen auf einem Hügel, die schon vom Schiff aus zu erblicken waren. Da unser Schiff 15 Kilometer außerhalb der Stadt im Hafen lang, gab es ein Shuttle Boot Service, wobei wir auf der Fahrt hin- und retour einen tollen Blick auf unser Schiff nehmen konnten. Ich gebe auch das zu: das hat was!

Mykonos ist eine Insel und als Urlaubsort für den Massentourismus und ein intensives Nachtleben bekannt. Sehr etlichen Jahren finden auch immer mehr Promis Gefallen an den chicen Beach Clubs und den kleinen Tavernen. Bewaffnet mit etlichen tollen Tipps von Freunden war die Besichtigung sehr ergiebig und kurzweilig. Unbedingt fotografiert werden mussten selbstverständlich die übriggebliebenen (der ursprünglich 10) Windmühlen am Rand von Mykonos-Stadt auf der Anhöhe Ano MiIli, von wo man einen tollen Blick auf das idyllische Viertel Klein-Venedig hat. Bei einem längeren Aufenthalt sehr empfehlenswert ist eine Fahrt über die Insel nach Agios Ioannis und Kalafatis oder zum mondänen Strand von Ornos. Oder man verweilt stattdessen in einem der super netten Lokale an der Strandpromenade für ein Fischgericht oder einen Drink.

Fantastisches Piräus und Athen

Piräus zählt zu den größten Häfen des Mittelmeeres und zu den Häfen, die weltweit am meisten angefahren werden. Das klingt beeindruckend und in der Realität kann ich bestätigen, dass dies tatsächlich so ist. Von den verschiedenen Häfen Piräus führen kontinuierlich Fährschiffe als Verbindung zu den griechischen Inseln, viele kleine Schiffe sausten von einem Hafenbereich in einen anderen und ungefähr 30 Lastschiffe ankerten in weiterer Entfernung. Sehr hübsch anzusehen ist die Jacht Marina Zea mit etlichen Jachten und Segelbooten. Das Wahrzeichen von Piräus ist aber Microlimano mit seinen Fischerbooten und kleinen Cafés.

Athen besichtigen ist nicht einfach, wenn wenig Zeit bleibt und warum sich alle Ausflugsbusse fast gleichzeitig auf den Weg machen, bleibt ein Rätsel. Tatsache ist nämlich, dass die Stadt morgens regelmäßig von einem Megastau beherrscht wird. Am fünften Tag der Reise bot sich eine Vielzahl von Besichtigungen und die Qual der Wahl war schwer: Kanal von Korinth, Akropolis, Seilbahn auf den Mount Lykabettus – alles durchaus lohnenswerte Möglichkeiten. Ich entschied mich für Athen und die Akropolis, die ich zwar schon einmal besichtigte, mittlerweile ist es aber eine Herausforderung Fotos ohne Menschen schießen zu können. Der Ausblick auf die Stadt selbst und die Reste der Tempel machen aber alles wett.

Neues Saranda

Von Piräus starteten wir wieder am späteren Nachmittag, lag doch eine weite Strecke in nordwestlicher Richtung vor uns. Unser nächstes Ziel: Saranda (oder Sarande) in Albanien. Verständlich, dass immer etwas Neues geboten werden sollte und die Bewohner von Saranda Einnahmen von den Kreuzfahrtschiffen erwarten. Die Stadt selbst, die wir mit einem Tenderboot erreichten, da die MSC Musica diesmal vor Anker lag, liegt an einer hufeisenförmigen Bucht. An der langgezogen Uferpromenade reihen sich Restaurants und Cafés und eine Vielzahl an Verkaufsständen. Alles ist neu erbaut. Die bedeutendste Sehenswürdigkeit sind 15 Kilometer entfernt die antiken Ruinen von Butrint. Eine interessante Alternative ist aber sicherlich der Ausflug der nahe gelegenen („Sissi“-)Insel Korfu.

Volles Dubrovnik

Die Hafenstadt im Süden Kroatiens kannte ich bislang nur vom Meer, von wo aus die im 16. Jahrhundert erbaute Festung besonders imposant wirkt. Für ein Kreuzfahrtschiff ist in den verwinkelten Buchten selbstverständlich kein Platz und so legten wir in der Nähe der Franjo-Tudjman-Brücke an. Vier Kilometer außerhalb der Stadtmitte war es beschaulich und ruhig, in der Stadt selbst und auf der alten Stadtmauer drängten sich die Besucher. Deshalb nahm ich lieber den Aufstieg zum Fort Lovrjenac für einen grandiosen Ausblick auf die Stadt und das Meer. Generell sind die Bauwerke sehr gut erhalten und kulturell bietet Dubrovnik eine Vielzahl an Museen und Kirchen. In der Fußgängerzone gibt es viele Geschäfte und Restaurants. Ausflugsboote bieten zum Beispiel Trips nach Montenegro an und besonders beliebt ist die Besichtigung des Schauplatzes von „Games of Thrones“.

Magisches Venedig

Die Nacht über steuerte unser Schiff die Route zum Ausgangshafen Venedig an, kamen unter anderem an der Insel Susak vorbei, die ich noch bestens von einem Segel-Törn vor zwei Jahren in Erinnerung habe. Nach Venedig kamen wir eine Stunde später als geplant an. Langsam zog die MSC Musica neuerlich an den vorgelagerten Inseln vorbei. Der Himmel war fast noch nebelverhangen. Ich verstehe grundsätzlich den Unmut der Venezianer über die großen Schiffe, aber es ist magisch, die Stadt mit seinen bekannten Sehenswürdigkeiten, von einem Schiff aus zu erleben. Ein kurzer Ausflug entlang des Canale Grande war ein erfreulicher Schlusspunkt dieser angenehmen Woche.

Resümee: Es gibt große Unterschiede zwischen den Kreuzfahrtschiffen und man ist gut beraten, vorab zu recherchieren, welche Prioritäten oder Vorlieben man hat. Die MSC Musica (Baujahr 2006, 294 Meter lang, 34 Meter breit, 2.550 Passagiere) hat ein sehr gutes Servicepersonal, die Ausflüge sind top organisiert, das Entertainment-Programm mit Musikgruppen, Aufführungen oder Spiele ist unterhaltsam und geht von früh bis spät in die Nacht, wobei die Lautstärke der Performances gewöhnungsbedürftig ist, in manchen Bereichen benötigt das Schiff allerdings eine Sanierung.

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